Franz ZauleckZaulex.de

19. Oktober 2014: Buchpremiere in Magdeburg

Buchpremiere für das Buch Kasper und Konsorten mit Texten von Franz Zauleck und Fotografien von Kerstin Groh. Ein vergnüglich unterhaltsamer und obendrein lehrreicher Spaziergang durch die Kulturgeschichte der Theaterpuppe.
Theaterpuppen erzählen lebendige Geschichten. Geschichten von den Spielern, Geschichten vom Publikum, Geschichten von der Zeit in der sie lebendig waren, Geschichten von den Verhältnissen, die sie suchten und flohen. In den Gesichtern und Körpern der Puppen können wir die Abdrücke lesen, die die Zeiten den Puppen aufgeprägt haben. Wir betrachten die Puppen und sehen in unser eigenes Antlitz. Wir erkennen unsere eigenen Körper, Gesten und Haltungen. Die Theaterpuppen waren zu allen Zeiten in unseren Angelegenheiten unterwegs. Sie sind die Crashtest-Dummies für dieses Leben. In gefährlichen Gegenden müssen die Figuren immer voran gehen. Sie sind die Versuchskaninchen für wirklich riskante Areale, gefährliche Seelenlagen und andere dunkle Gebiete. Sie nehmen bereitwillig alle Risiken auf sich und werfen ihre zarten Körper in die Löwengrube. Sie ertragen die Nadeln des Voodoo-Zaubers. Sie nehmen – uns zum Vergnügen – den Kampf mit dem Krokodil auf. Sie stürzen sich auf unseren Wunsch in die Dornenhecke.
Die Figuren und Puppen, Kasper voran, müssen für uns in die Rosenkriege ziehen. Das unterdrückte Triebleben, das verdrängte Unterbewusstsein des Publikums leben sie aus und machen es sichtbar. Wie die Zuschauer fallen die Puppen immer und immer in die alten Fehler zurück. Das Publikum kann sich nicht satt sehen an den Liebesunfällen und gebrochenen Herzen. Leider kann es daraus nicht viel lernen. Liebesunfälle treffen selbst den, der gut auf sie vorbereitet ist. Wir sehen den Puppen bei ihren gefährlichen Prüfungen ohne Sorge zu, denn wir wissen, dass sie unsterblich sind. Wir können die Puppen in Teufels Küche schicken – sie werden uns trotzdem überleben. Für einen Menschen kann jede Prüfung tödlich sein. Darüber können Kasper und seine Kollegen nur lachen. Sie haben viele hundert Jahre Zeit und bekommen immer und immer wieder die Chance, ihre Irrtümer zu begradigen.

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