Franz ZauleckZaulex.de

15. Dezember 2013: Der Kuckuck, der Esel und der Streit

»Der Kuckuck und der Esel, die hatten einen Streit.« Alle kennen dieses bukolische Frühlingslied. – Es treten auf: Ein Kuckuck und ein Esel. Das Stück ist naturgemäß eine Komödie, die heißt, wie Komödien meistens heißen: »Der Streit«.
Auf der Suche nach einem Titel für meine Einblatt-Online-Zeitung kam ich im Frühlingsmonat April ziemlich zügig auf den Kuckuck. Bei Durchsicht der anderen Vogelnamen (Storch, Meise, Geier, Ente, Kauz, Huhn) zeigte sich, dass der Kuckuck der naheliegende und gleichsam ideale Namenspatron ist. Das Repertoire der kuckucksgemäßen Bezüge und Bezüglichkeiten ist, wie jedes Kind weiß, schier unerschöpflich. Es beginnt mit dem Ei, geht über das Nest und führt am Ende sogar hinauf zum Wolkenheim. – Hol’s der Kuckuck! Bei Nennung des sprichwortsatten Namens fällt jedem Charakteristisches ein: die enorme Streitlust, das parasitäre Brutgebahren, die arglistige Täuschung, das liebliche Frühlingsbotentum.
Wenn man dem Kuckuck ein Ausrufezeichen anhängt, ist der Zeitungstitel so gut wie fertig. Für ein Periodikum, das im Untertitel »Berlinische Beiträge zum praktischen Verständnis der real existierenden kulturellen Verwirrung« heißt, passt »Kuckuck!« wie die Faust auf´s Auge. Merkwürdigerweise gibt es in der Zeitungs- und Medienwelt außer diesem keinen anderen Kuckuck.
»Kuckuck!« – So ein Titel ist Programm. Alles andere läuft jetzt quasi wie von selbst.
Das Zimmer ist voller Schnipsel, der Kopf ist voller Nachrichten. Bevor ich die Schnipsel wegwerfe, lege ich sie auf die Nachrichten. Am besten passen Schnipsel und Nachrichten zusammen, die nicht so recht zusammenzupassen scheinen. Was hat der Mond mit Edward Snowden zu tun? Was Picasso mit Sigmar Gabriel? Auf den ersten Blick nichts. Aber der Schnipsel drängt auf eine absurde Verknüpfung. Die Nachricht und der Schnipsel bilden ein streitbares Duett, vergleichbar, dem von Kuckuck und Esel zur Maienzeit. Jetzt muss der Künstler nur noch das richtige Klebemittel finden – Worte, Pointe, Witz – und fertig ist die Einblattzeitung. Manches geht einfacher als mancher denkt. Jetzt fehlt, damit es eine richtige Komödie wird, nur noch der Streit. Hol´s der Kuckuck!

(Einen Überblick über sämtliche Ausgaben des Kuckuck! finden Sie auf der Kuckuck-Homepage http://kuckuckuck.tumblr.com/)

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